Erläuterungen
Modell
Grundriß
Die Aufgabe verlangt eine intensive Auseinandersetzung mit der stadt- und
kulturgeschichtlichen Bedeutung des Bauortes. "Als Standort des Domes und seiner
Vorgängerbauten sowie des Klosters Unser Lieben Frauen und als Standort
der Kaiserpfalz Ottos des Großen ist dieser Bereich nicht nur von Bedeutung
für die Entwicklung der Stadt Magdeburg, sondern auch für die gesamte
deutsche Kulturgeschichte." So ein Auszug aus der Präambel des städtebaulichen
Ideenwettbewerbs Domplatz aus dem Jahre 1993.
Der hier vorgelegte Entwurf baut auf dem damaligen Wettbewerbsergebnis auf.
Gleichzeitig erfährt er durch eine neue Bedingung, nämlich die, den
Kastanienhain zu erhalten, eine über dieses Ergebnis hinausführende
Bereicherung. Die ruhigen Begrenzungen des Domplatzes und des Breiten Weges werden
übernommen. Selbstverständlich auch die Wiederherstellung der Breiten
Straße. Die Erhaltung des Kastanienhains dagegen regt zu einem neuen
gestaltbestimmenden Motiv an - der stadt- und weltzugewandten Ecke. Sie gibt dem
Projekt zugleich seinen Namen T(H)REE CORNER. Sie überwindet die Introvertiertheit
des historischen Baublocks durch eine heitere, dem Betrachter entgegenkommende
Geste.
Auf die Bildhaftigkeit der geschichtsträchtigen Umgebung wird methodisch
eingegangen: alten Bildern werden neue zur Seite gestellt werden. Es sind dies die
als bewegte plastische Gestalten komponierten Ecken des Komplexes. Sie bewirken das
gleiche wie beispielsweise Portal, Portikus oder gar Turm. Sie sind Wesentliches
für das Auge, drängen Unwesentliches zurück. Kurz, es sind
Maßstab gebende Betonungen. Beziehungen durch Bilder zu knüpfen, das
ist Aufeinander-Eingehen in einem übertragenen, poetischen Sinne.
Perspektive
In diesem Sinne wird als richtig angesehen, den direkten Bezug mittels
schwerer, massiver Fassadenmaterialien zu vermeiden, obwohl der zunächst
nahe liegen mag. Statt dessen soll ein leichtes, schwingendes, in vielen Nuancen
klingendes Bauwerk entstehen. Die Tiefe der gläsernen Doppelfassade in
Korrespondenz zur plastischen Tiefe des geformten Steins. Die diaphane Wand, ein
Motiv der Gotik auf neue Weise in Szene gesetzt.
Die Erschließung stimmt mit dem städtebaulichen Habitus überein. An
den drei Ecken liegen die wichtigsten Eingänge. Zusätzliche Eingänge
stellen die Beziehung zum Domplatz als geistigem Zentrum her.
Kastanienhain, Wasserbecken und Kulturmeile steigern sich gegenseitig. Eine
zwar kaum greifbare aber doch deutlich spürbare Beziehung zur Stadt entsteht
auch hier. Der Arbeitsort wird zum Lebensort.
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